8.4.2022: Hyundai entwickelt V2X-Technologie zur Stabilisierung des Stromnetzes
Auf der IAA Mobility 2021 hat Hyundai u.a. bekanntgegeben, ab 2035 ausschließlich vollständig emissionsfreie Fahrzeuge in Europa anzubieten. Eine Säule ihrer Unternehmensstrategie ist die Entwicklung von V2X-Technologien. Sie sollen das Stromnetz stabilisieren und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen unterstützen können.
Wird ein Elektrofahrzeug beispielsweise nach der Arbeit nicht akut für Fahrzwecke genutzt, sondern steht mehrere Stunden auf einem öffentlichen oder privaten Parkplatz, kann die in dessen Akku gespeicherte Energie oder Teile davon über eine spezielle Ladesäule in das Netz zurückgegeben werden. Dieser Strom steht dann lokalen Energieversorgungsunternehmen und im nächsten Schritt wiederum anderen Nutzern zur Verfügung. In Kombination mit einer flexiblen Stromtarifgestaltung können die Besitzer ihre BEVs rechtzeitig und zu niedrigeren Kosten in den Schwachlastzeiten aufladen, sodass das E-Fahrzeug wieder über genügend Batteriekapazität verfügt, sobald es benötigt wird. Die Netzbetreiber profitieren bei diesem System gleichzeitig von signifikant niedrigeren Betriebskosten beispielsweise durch den Wegfall von Zwischenspeichern.
Um V2G unterstützen zu können, müssen BEVs mit der richtigen Hardware ausgestattet sein. Dazu gehört ein bidirektionales Ladegerät, das sowohl das Laden als auch das Entladen der Antriebsbatterie des Fahrzeugs ermöglicht. Für die adäquate Steuerung dieser Funktionen bedarf es außerdem einer hierfür angepassten Software.
Elektrofahrzeuge können darüber hinaus auch Haushalte und Gebäude mit Strom versorgen. In einem geschlossenen elektrischen Ökosystem, das unabhängig vom öffentlichen Stromnetz ist, versorgt ein BEV ein Haus mit Strom und senkt so nicht nur die Energiekosten des Haushalts, sondern reduziert auch die Nachfrage im lokalen Stromnetz. Diese Nutzung des BEV-Stroms ist unter dem Begriff Vehicle to Home (V2H) zusammengefasst oder wird als Vehicle to Building (V2B) bezeichnet, wenn die in E-Fahrzeugen gespeicherte Energie zur Versorgung eines Gebäudes, beispielsweise eines Bürokomplexes, genutzt wird.
Das V2H-Pilotprojekt in Deutschland wird die Möglichkeit getestet, innerhalb eines geschlossenen Energiesystems den Strom mit dem Haus zu teilen. Mehrere modifizierte Hyundai IONIQ 5 sind dabei mit demselben bidirektionalen On-Board Charger ausgestattet, der bereits jetzt in den Serienmodellen des E-CUV zum Einsatz kommt. Allerdings verfügen die Pilotfahrzeuge über eine spezifische Software, um die V2H-Technologie unter Alltagsbedingungen zu erproben.
Außerdem unterstützt Hyundai in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Mobilitätsanbieter “We Drive Solar” die Stadt Utrecht dabei, die erste bidirektionale Stadt der Welt zu werden. Im Rahmen des Projekts wird “We Drive Solar” zunächst eine Flotte von 25 Hyundai IONIQ 5 für eine Carsharing-Lösung bereitstellen, die Bewohnern jüngst entstandener Wohnsiedlungen angeboten wird. Im nächsten Schritt soll die von Hyundai in den modifizierten IONIQ 5 eingesetzte V2G-Technologie über die von “We Drive Solar” hierfür entwickelten öffentlichen Ladesäulen getestet werden.
Bereits heute erlaubt die von Hyundai entwickelte Electric Global Modular Plattform (E-GMP) des IONIQ 5, externe elektrische Geräte über V2L aufzuladen oder mit Strom zu versorgen. Diese Technologie liefert eine Leistung von bis zu 3,6 Kilowatt und reicht aus, um eine mittelgroße Klimaanlage oder einen 55-Zoll-Fernseher bis zu 24 Stunden lang zu betreiben.
V2L und V2G sind technisch verwandt, arbeiten jedoch mit unterschiedlichen Softwarelösungen. Für den Austausch der Energie mit dem Stromnetz im Rahmen von V2G muss zunächst ein Kommunikationsprotokoll zwischen dem BEV und dem Netz definiert werden. Hyundai plant, den für bidirektionales Laden geeigneten On-Board Charger, der auch in den Serienmodellen des IONIQ 5 verbaut ist, zu einem späteren Zeitpunkt auch für die V2G-Technologie nutzbar zu machen. Darüber hinaus wird Hyundai demnächst ein neues Elektrofahrzeug vorstellen, welches ab Werk über die V2G-Technologie verfügt.
Ich fahre den Ioniq 5 seit Juli 2022 und bin hochzufrieden. Sollte sich herausstellen, dass die erste Generation der verbauten Onboard Charger doch keine V2G-Technologie unterstützt, dann hoffe ich, dass eine Nachrüstung machbar ist, und zu vertretbaren Kosten kulant angeboten wird.
Quelle: Hyundai Pressemeldung von 7.4.2022
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